Psycho Blog
Was können wir tun, um gesund zu bleiben?
Gesundheit - was ist das überhaupt?
Allgemein wird Gesundheit als „Abwesenheit von Krankheit” definiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht einen Schritt weiter und bezeichnet Gesundheit als den Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens”. Das Afrika-Komitee der WHO sieht Krankheit als „Zerbrechen der Harmonie des Lebens”. Gesundheit wäre demzufolge „Harmonie des Lebens”. Zyniker behaupten, Gesundheit wäre die Anpassung an menschenfeindliche Wachstumsfolgen (womit die aktuelle Umweltlage gemeint ist).
Gesundheit, wie wir sie verstehen, ist ein relatives, ein flüchtiges Gut, das man nicht erzwingen kann. Diese Ansicht beinhaltet, daß es Schmerzen geben kann, dass Gesundheit nie „machbar” ist, und dass Altern und Tod unaufhaltsame Prozesse sind, die zum Leben gehören. Das positive Paradox ist, wer diese Tatsachen anzunehmen vermag, für den sind Wohlbefinden und Glück möglich.
Gerade in den letzten Jahren "boomt" der Markt Gesundheit. Eine ganze Generation "joggt den Krankheiten davon" mit der Folge, dass viele ihr Leben eher vermiesen, anstatt es zu genießen.
Wir wollen an dieser Stelle nicht die Frage nach Konzepten und Methoden stellen, um möglichst für immer und ewig gesund zu bleiben. Wir wollen vielmehr „Kommunikationsforschung” betreiben. Wir wollen die Kommunikation innerhalb des „Systems Mensch” untersuchen. „Seele und Körper”, so erkannte schon Aristoteles, „reagieren mitfühlend aufeinander: Eine Veränderung im Zustand der Seele bewirkt eine Veränderung in der Gestalt des Körpers und umgekehrt.” Körper, Immunsystem, Gehirn, Psyche, soziales Umfeld - alles ist eng miteinander verbunden. Die frühe Medizin der Neuzeit untersuchte die anatomischen Strukturen des Körpers. Dann ging man dazu über, in Funktionen zu denken. Aber auch das ist noch zu mechanistisch. Der Mensch ist mehr als Anatomie, Physiologie oder sogar Psychosomatik und Molekularbiologie. Was er genau ist, vermögen wir bis heute noch nicht zu sagen. Eins steht für uns jedoch fest: Gute Gesundheit hängt von guter Kommunikation ab - Kommunikation zwischen den Zellen, zwischen den Organen und Funktionssystemen des Organismus, zwischen Individuum und Umwelt, zwischen Psyche und Körper.
Wir kommen demzufolge von einer biomedizinischen zu einer biopsychosozialen Betrachtungsweise. In der heutigen Apparate-Medizin verschwindet die Persönlichkeit des Patienten immer mehr aus den Fallgeschichten. Es ist fast nur noch von Organen, Tumoren und Medikationen die Rede. Der Hintergrund, die Lebensgeschichte, die größeren Zusammenhänge fallen durch das diagnostische Raster, der konkrete Mensch wird auf seine Symptome reduziert. Dabei kommt bei der Beurteilung einer Erkrankung und deren Heilung immer deutlicher der psychologischen Dimension eine herausragende Bedeutung zu. Die Einstellungen, der Glaube, der Lebenswille werden - gerade im Lichte der neueren psychoneuroimmunologischen Faktoren - immer wichtiger.
Unser Körper verfügt über ein eigenes Heilungsprogramm, von dessen Leistungsfähigkeit Gesundheit, Krankheit und Genesung abhängen. Dieses Heilungsprogramm wird von psychischen und körpereigenen Prozessen in Gang gesetzt, wobei diese Prozesse einander blockieren oder verstärken können. Gedanken und Gefühle beeinflussen über das Gehirn das zentrale Nervensystem, das wiederum mit dem Immunsystem gekoppelt ist. Die Qualität der Gedanken und Gefühle entscheidet mit darüber, in welcher Weise und welcher Intensität die Subsysteme des Körpers arbeiten. So wird allmählich die offenbar große Bedeutung der Neuropeptide für seelische und körperliche Prozesse erkannt: Neben dem Nervensystem und seinen Neurotransmittern existiert ein Parallelsystem, das mit körpereigenen Chemikalien arbeitet, von denen 1967 erst drei bekannt waren. Heute kennt man etwa 60 Neuropeptide, die im Körper wichtige Aufgaben erfüllen: mit ihrer Hilfe werden Schmerzen gelindert, Erschöpfung und Müdigkeit überwunden, sie können den Organismus buchstäblich energetisieren. Die Neuropeptide reisen im Blutstrom durch den Körper zu ihren Rezeptoren, sie können somit allgegenwärtig sein. Die Grenzen zwischen Körper und Psyche, zwischen leiblichem und seelischem Geschehen sind durch diese Wirkstoffe noch unschärfer.
Das Lustprinzip
„Jede Menge Sport treiben, Alkohol meiden und vor allem „Alles was dick macht”. All das bleibt vergebliche Mühe, wenn der Mensch dabei in freudlose Selbstdisziplin verfällt. Der Schlüssel zur Gesundheit heißt: Das Lustprinzip! Psychologie und Medizin haben sich lange Jahre auf krankmachende Faktoren konzentriert und darüber vergessen, wie sehr Genuss, Freude und Vergnügen zur Gesundheit beitragen. Gesundheitsvorsorge muss daher nicht in freudlose Selbstdisziplin oder Selbstkasteiung verfallen, sondern es geht darum, die vielen möglichen Anlässe für gesunde Genüsse im Alltag zu finden.
Heilende Berührung
Immer mehr Psychotherapeuten und Mediziner besinnen sich auf eine alte Weisheit: körperliche Berührung und Massage haben heilende Wirkung. Für Georg Groddeck, den „Vater der Psychosomatik” war es beispielweise noch Anfang dieses Jahrhunderts eine ärztliche Selbstverständlichkeit, dass „Therapie und Massage” zusammengehören. Diese eher intuitiv begründete Überzeugung wird in den letzten Jahren zunehmend von der empirischen Forschung bestätigt: Unabhängig von dem jeweiligen Krankheitsbild dienen vor allem, die durchgängig Leib und Seele entspannenden, stress- und angstreduzierenden Wirkungen „körperbezogener Therapieverfahren” der Krankheitsbewältigung.
Meditation
Wer mit Leib und Seele meditiert tut seiner Gesundheit sehr viel Gutes: Wie neueste Untersuchungen zeigen, ist das in der Meditation entfaltete gesundheitsförderliche Potential offenbar grösser als bisher angenommen. So hilft Meditieren nicht nur Asthmatikern, Dialyse- und Transplantationspatienten, bei Angststörungen oder psychosomatischen Erkrankungen, es hat auch stark präventive Wirkungen: Meditierende werden deutlich seltener krank als nicht meditierende Mitbürger - und beanspruchen viel weniger medizinische Leistungen. Sehr viel weniger: Wie eine schwedische Studie zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit für jemanden, der regelmäßig meditiert, faktisch 150 bis 200 Mal geringer, psychiatrisch versorgt werden zu müssen.
Lebenssinn
Die klassische Frage, wenn jemand zum Arzt oder Therapeuten kommt, lautet: „Was stimmt mit ihm nicht? Was sind die Symptome? Und was ist die verborgene Ursache für die sichtbaren Probleme?
Die Fragen können aber auch anders lauten: Was ist bei diesem Patienten in Ordnung? Welches besondere, einzigartige, individuelle Lied kann er singen? Wie kreativ und kooperativ ist er? Gibt es ein Leitmotiv, einen Traum in seinem Leben, der vielleicht verschüttet und vergessen ist? Welche Kräfte kann er mobilisieren - und wie können diese Kräfte therapeutisch eingesetzt werden? Wie müsste es aussehen, damit er bedauert, dass der Tag nur 24 Stunden hat? Was hindert ihn daran, dieses Leben zu führen? Was müsste geschehen, damit er morgens voller Vorfreude auf den Tag aufwacht? Bei all diesen Fragen geht es um Aktivität, um Vitalität und Lebensfreude. Es geht um die ureigensten Wünsche, Potentiale und um den ganz individuellen Lebensplan. Vielleicht bedeutet Gesundheit, dem eigenen Lebensplan, der eigenen Vision zu folgen. Dann hätte Krankheit lediglich den Sinn, uns auf Kurskorrekturen aufmerksam zu machen. Vielleicht könnten wir dann sogar Krankheit annehmen, ihr sogar noch dankbar sein. Aber das wäre zu viel verlangt - oder?